Freitag 26. September 2025

Nathalie Becquart: „Synodalität ist Sache aller!"

Zum Auftakt der „ School of Synodality" 2025/26 – dem von Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar und ihrem Team neu konzipierten pastoralen Einführungsjahr der Diözese Linz – war Nathalie Becquart am 24. September 2025 an der Katholischen Privat-Universität Linz zu Gast.

Als maßgebliche und weltweit aktive Akteurin im synodalen Prozess hat Nathalie Becquart mit den Lehrgangsteilnehmer:innen einen Tag lang Dimensionen, Facetten und Praxen von Synodalität reflektiert. Bei einem öffentlichen Vortrags- und Diskussionsabend teilte sie ihre Erfahrungen des globalen kirchlichen Prozesses und erläuterte ihr Verständnis von Synodalität. Moderiert wurde der inspirierende und motivierende Abend von Hochschulprofessor Florian Wegscheider (Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz).

 

Es war kein klassisches Impulsreferat, mit dem Nathalie Becquart begann, sondern eine Einladung zum offenen Dialog und gemeinsamen Nachdenken über Synodalität: In diesem Sinne bat sie Teilnehmer:innen der „School of Synodality" um deren Wahrnehmungen von Synodalität – denn wir alle seien aufgerufen, so Becquart, den synodalen Weg miteinander zu gehen und damit eine neue Kirche zu gestalten. Synodalität lasse sich nicht „verordnen", sie sei weder eine Management-Theorie noch ein bloßes Instrument der Organisationsoptimierung, ebenso wenig wie die Kirche als „Mysterium der Trinität" eine Organisation „wie jede andere" sei. Ohne Spiritualität, ohne „Ergriffen-Sein" könne der zugleich göttliche und menschliche „Körper der Kirche“ nicht belebt werden.

 

Ökumenischem Dialog kommt hohe Bedeutung zu


Vor diesem Hintergrund entwickelte Becquart ein Bild von Synodalität als Stil, Methode und Lebensprinzip, ja, als eine „Lebenskunst der Kirche mit langer Tradition. Das II. Vatikanische Konzil habe dem Bewusstsein und der Praxis der frühen Kirche wieder zum Durchbruch verholfen, dass „Kirche" und „Synodalität" synonyme Begriffe sind. Dies sei aus unterschiedlichen Gründen in der lateinischen (‚westlichen‘) Kirche in den Hintergrund getreten, aber nie ganz vergessen worden. Namentlich auch die östlichen Schwesterkirchen haben dieses Erbe bewahrt, weshalb dem ökumenischen Dialog gerade heute wieder eine hohe Bedeutung zukomme. Synodalität sei so eine Kurzformel für das II. Vatikanum, dessen Programm ins Leben der Kirche zu bringen nach wie vor unser aller Aufgabe sei.

 

Offenheit und Bereitschaft zum Wandel

 

Dazu bedürfe es institutioneller Ermöglichungsbedingungen – wobei vieles (Stichwort: Dienste von Frauen, Entscheidungsbeteiligung von Lai:innen, Verantwortungsprinzip) in unterschiedlichen Ausprägungen formalrechtlich schon längst bestünde, aber kaum oder nur schleppend verwirklicht werde. Und natürlich seien Zeithorizonte und Operationalisierungen für alle Beteiligten wichtig, etwa, dass die nun laufende Implementierungsphase von Evaluierungs- und Reflexionsprozessen begleitet wird, die im Herbst 2028 in eine allgemeine kirchliche Versammlung („Ecclesial Assembly") münden sollen. Doch diese Top-Down-Strukturen allein können den Prozess nicht verkörpern. Für die konkrete Implementierung und das Gelingen von Synodalität auf diözesaner und pfarrlicher Ebene entscheidend sei die eigene Offenheit und die Bereitschaft zum Wandel von traditionellen Sichtweisen und Verhaltensmustern: Wie leben wir heute (schon) Synodalität? Was sind die Früchte des bisherigen Weges, was die Herausforderungen und Schwierigkeiten? Diese Fragen können unser Handeln und unsere Entscheidungen für die Zukunft leiten – und sie bedeuten immer auch eine kritische Reflexion über unser eigenes Mindset und die gelebten Kulturen des Miteinanders.

 

Nathalie Becquart: „Synodalität ist eine Sache aller!'

V. l.: Bischofsvikar Dr. Johann Hintermaier, Sr. Dr.in Nathalie Becquart XMCJ, Vizerektorin Dekanin Univ.-Prof.in Dr.in Klara-Antonia Csiszar (Leiterin der Abteilung für Synodalität am Institut für Pastoraltheologie der KU Linz), HS-Prof. Dr. Florian Wegscheider (PHDL) © KU Linz / Hermine Eder

 

Das Zentrum der Kirche sei nicht ihre äußere und innere institutionelle Gestalt, sondern es sind Beziehungen. Synodalität bedeute eine Kultur, in der sich diese Beziehungen in ihrer ganzen Vielfalt aussprechen können und gehört werden, nicht nur als kirchliche Bewegung nach innen, sondern auch als positiver Impuls in der Welt. Es gehe darum, Räume zu schaffen, wo Menschen „völlig Mensch" („fully human") sein können, und das heißt immer auch: beteiligt, verantwortlich und in allen Dimensionen ihres Seins anerkannt. Der im synodalen Prozess weiterentwickelten Methode des „Gesprächs im Geist" liege ein dialogisches Prinzip zugrunde, das seine Anwendbarkeit und Wirkung letztlich nur im eigenen Tun entfalten könne. Und gerade das – sich auf ein solches Gespräch ganz persönlich und unmittelbar einzulassen, damit auch etwas zu riskieren – sei, wie Becquart nachdrücklich hervorhob, der „Knackpunkt von Synodalität".

 

Sozialisation, Erziehung und Bildung komme dabei eine fundamentale Rolle zu: „The first School of Synodality? – Family!" Die ehrliche Selbstreflexion darüber, wie wir miteinander umgehen, wie wir kommunizieren, wie und auf wen wir hören (oder nicht), dürfe auch vor der Theologie als Wissenschaft nicht haltmachen. Synodalität brauche nicht, wie gelegentlich zu hören sei, „weniger Theologie", sondern eine Theologie, die sich selbst neu begreift und – auch in Methoden der Didaktik und Pädagogik – synodal perspektiviert sei: als Trägerin eines Dialogs in alle Richtungen, mit anderen Wissenschaften und der Zivilgesellschaft, mit Amtsträger:innen, ordinierten Personen, Laien und Laiinnen, in der Ökumene und in säkularen Kontexten. So könne die Theologie wie das "Prinzip Synodalität" selbst ein Weg sein für mehr Menschlichkeit in Kirche und Welt.

 

Zur Person

 

Nathalie Becquart gehört seit 1995 der Ordensgemeinschaft „Institut La Xaviere" (XMCJ) an. Nach dem Besuch der höheren Handelsschule in Paris und einem Studium der Wirtschaftswissenschaften studierte sie Theologie, Philosophie und Soziologie. In Boston/USA absolvierte sie ein theologisches Aufbaustudium mit dem Schwerpunkt Synodalität der Kirche. Von 2008 bis 2012 war Becquart Nationaldirektorin der Kommission für Evangelisierung und Berufungspastoral der Französischen Bischofskonferenz. 2021 ernannte Papst Franziskus sie zur Untersekretärin des Synodensekretariats; bereits seit 2019 war Becquart Beraterin des Generalsekretariats. (Quelle: kathpress)

 

Alle offiziellen Dokumente zum synodalen Prozess
unter https://www.synod.va/en/resources.html

 

Mehr zur „School of Synodality“ / Abteilung für Synodalität an der KU Linz
unter https://ku-linz.at/theologie/institute/pastoraltheologie/school_of_synodality_pastoraljahr

 

(KU Linz)

 

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